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2466 Der edle Dietrich dachte: "Dich schwächte lange Noth;
Mir brächt es wenig Ehre, gäb ich dir den Tod.
So will ich nur versuchen, ob ich dich zwingen kann,
Als Geisel mir zu folgen." Das ward mit Sorgen gethan.
2467 Den Schild ließ er fallen: seine Stärke, die war groß;
Hagnen von Tronje mit den Armen er umschloß.
So ward von ihm bezwungen dieser kühne Mann.
Gunther der edle darob zu trauern begann.
2468 Hagnen band da Dietrich und führt’ ihn, wo er fand
Kriemhild die edle, und gab in ihre Hand
Den allerkühnsten Recken, der je Gewaffen trug.
Nach ihrem großen Leide ward sie da fröhlich genug.
2469 Da neigte sich dem Degen vor Freuden Etzels Weib:
"Nun sei dir immer selig das Herz und auch der Leib.
Du hast mich wol entschädigt aller meiner Noth:
Ich will dirs immer danken, es verwehr es denn der Tod."
2470 Da sprach der edle Dietrich: "Nun laßt ihn am Leben,
Edle Königstochter: es mag sich wohl begeben,
Daß euch sein Dienst vergütet das Leid, das er euch that:
Er soll es nicht entgelten, daß ihr ihn gebunden saht."
2471 Da ließ sie Hagnen führen in ein Haftgemach,
Wo Niemand ihn erschaute und er verschloßen lag.
Gunther der Edle hub da zu rufen an:
"Wo blieb der Held von Berne? Er hat mir Leides
gethan."
2472 Da gieng ihm hin entgegen von Bern Herr Dieterich.
Gunthers Kräfte waren stark und ritterlich;
Da säumt’ er sich nicht länger, er rannte vor den Saal.
Von ihrer Beider Schwertern erhob sich mächtiger Schall.
2473 So großen Ruhm erstritten Dietrich seit alter Zeit,
In seinem Zorne tobte Gunther zu sehr im Streit:
Er war nach seinem Leide von Herzen feind dem Mann.
Ein Wunder must es heißen, daß da Herr Dietrich
entrann.
2474 Sie waren alle Beide so stark und muthesvoll,
Daß von ihren Schlägen Pallas und Thurm erscholl,
So hieben sie mit Schwertern auf die Helme gut.
Da zeigte König Gunther einen herrlichen Muth.
2475 Doch zwang ihn Der von Berne, wie Hagnen war
geschehn.
Man mochte durch den Panzer das Blut ihm fließen sehn
Von einem scharfen Schwerte: das trug Herr Dieterich
Doch hatte sich Herr Gunther gewehrt, der müde,
ritterlich.
2476 Der König ward gebunden von Dietrichens Hand,
Wie nimmer Könige sollten leiden solch ein Band.
Er dachte, ließ’ er ledig Gunthern und seinen Mann,
Wem sie begegnen möchten, die müsten all den Tod
empfahn.
2477 Dietrich von Berne nahm ihn bei der Hand,
Er führt’ ihn hin gebunden, wo er Kriemhilden fand.
Ihr war mit seinem Leide des Kummers viel benommen.
Sie sprach: "König Gunther, nun seid mir höchlich
willkommen."
2478 Er sprach: "Ich müst euch danken, viel edle Schwester
mein,
Wenn euer Gruß in Gnaden geschehen könnte sein.
Ich weiß euch aber, Königin, so zornig von Muth,
Daß ihr mir und Hagen solchen Gruß im Spotte thut."
2479 Da sprach der Held von Berne: "Königstochter hehr,
So gute Helden sah, man als Geisel nimmermehr
Als ich, edle Königin, bracht in eure Hut.
Nun komme meine Freundschaft den Heimathlosen
zu Gut."
2480 Sie sprach, sie thät es gerne. Da gieng Herr Dieterich
Mit weinenden Augen von den Helden tugendlich.
Da rächte sich entsetzlich König Etzels Weib:
Den auserwählten Recken nahm sie Leben und Leib.
2481 Sie ließ sie gesondert in Gefängniss legen,
Daß sich nie im Leben wiedersahn die Degen,
Bis sie ihres Bruders Haupt hin vor Hagen trug.
Kriemhildens Rache ward an Beiden grimm genug.
2482 Hin gieng die Königstochter, wo sie Hagen sah;
Wie feindselig sprach sie zu dem Recken da:
"Wollt ihr mir wiedergeben, was ihr mir habt genommen,
So mögt ihr wohl noch lebend heim zu den Burgunden
kommen."
2483 Da sprach der grimme Hagen: "Die Red ist gar verloren,
Viel edle Königstochter. Den Eid hab ich geschworen,
Daß ich den Hort nicht zeige: so lange noch am Leben
Blieb Einer meiner Herren, so wird er Niemand
gegeben."
2484 "Ich bring es zu Ende," sprach das edle Weib.
Dem Bruder nehmen ließ sie Leben da und Leib.
Man schlug das Haupt ihm nieder: bei den Haaren
sie es trug
Vor den Held von Tronje: da gewann er Leids genug.
2485 Als der Unmuthvolle seines Herren Haupt ersah,
Wider Kriemhilden sprach der Recke da:
"Du hasts nach deinem Willen zu Ende nun gebracht;
Es ist auch so ergangen, wie ich mir hatte gedacht.
2486 "Nun ist von Burgunden der edle König todt,
Geiselher der junge dazu Herr Gernot.
Den Hort weiß nun Niemand als Gott und ich allein:
Der soll dir Teufelsweibe immer wohl verhohlen sein."
2487 Sie sprach: "So habt ihr üble Vergeltung mir gewährt;
So will ich doch behalten Siegfriedens Schwert.
Das trug mein holder Friedel, als ich zuletzt ihn sah,
An dem mir Herzensjammer vor allem Leide geschah."
2488 Sie zog es aus der Scheide,
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