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Sieben Königstöchter Kriemhild noch da fand;
Durch die so ward gezieret König Etzels ganzes Land.
1431 Herrat die Jungfrau noch des Gesindes pflag,
Helkens Schwestertochter, in der viel Tugend lag,
Dietrichs Verlobte, eines edeln Königs Sproß,
Die Tochter Nentweinens, die noch viel Ehren genoß.
1432 Auf der Gäste Kommen freute sich ihr Muth;
Auch war dazu verwendet viel kostbares Gut.
Wer könnt euch des bescheiden, wie der König
saß seitdem?
Den Heunen ward nicht wieder eine Königin so genehm.
1433 Als der Fürst mit seinem Weibe geritten kam vom Strand,
Wer eine Jede führte, das ward da wohl benannt
Kriemhild der edeln: sie grüßte desto mehr.
Wie saß an Helkens Stelle sie bald gewaltig und hehr!
1434 Getreulichen Dienstes ward ihr viel bekannt.
Die Königin vertheilte Gold und Gewand,
Silber und Gesteine: was sie des überrhein
Zum Heunenlande brachte, das muste gar vergeben sein.
1435 Auch wurden ihr mit Diensten ergeben allzumal
Die Freunde des Königs und denen er befahl,
Daß Helke nie die Königin so gewaltiglich gebot,
Als sie ihr dienen musten bis an Kriemhildens Tod.
1436 Da stand in solchen Ehren der Hof und auch das Land,
Daß man zu allen Zeiten die Kurzweile fand,
Wonach einem Jeden verlangte Herz und Muth;
Das schuf des Königs Liebe, dazu der Königin Gut.
Abenteuer 23
Wie Kriemhild ihr Leid zu rächen gedachte
1437 In so hohen Ehren, das ist alles wahr,
Wohnten sie beisammen bis an das siebte Jahr.
Eines Sohns war genesen derweil die Königin:
Das schien König Etzel der allergröste Gewinn.
1438 Bis sie es erlangte, ließ sie nicht ab davon,
Die Taufe must empfangen König Etzels Sohn
Nach christlichem Brauche: Ortlieb ward er genannt.
Darob war große Freude über Etzels ganzem Land.
1439 Der Zucht, deren jemals zuvor Frau Helke pflag,
Fliß sich Frau Kriemhild darauf gar manchen Tag.
Es lehrte sie die Sitte Herrat die fremde Maid;
Die trug noch in der Stille um Helke schmerzliches Leid.
1440 Vor Heimischen und Fremden gestanden allesamt
Beßer und milder hab eines Königs Land
Nie eine Frau beseßen: das hielten sie für wahr.
Des rühmten sie die Heunen bis an das dreizehnte Jahr.
1441 Nun wuste sie, daß Niemand ihr feindlich sei gesinnt,
Wie oft wohl Königinnen der Fürsten Recken sind,
Und daß sie täglich mochte zwölf Könge vor sich sehn.
Sie vergaß auch nicht des Leides, das ihr daheim
war geschehn.
1442 Sie gedacht auch noch der Ehren in Nibelungenland,
Die ihr geboten worden und die ihr Hagens Hand
Mit Siegfriedens Tode hatte gar benommen,
Und ob ihm das nicht jemals noch zu Leide sollte
kommen.
1443 "Es geschäh, wenn ich ihn bringen möcht in dieses
Land."
Ihr träumte wohl, ihr gienge bei Etzel an der Hand
Geiselher ihr Bruder; sie küsst’ ihn allezeit
In ihrem sanften Schlafe: das ward zu schmerzlichem
Leid.
1444 Der üble Teufel war es wohl, der Kriemhilden rieth,
Daß sie in Freundschaft von König Gunther schied
Und ihn zur Sühne küsste in Burgundenland.
Aufs Neu begann zu triefen von heißen Thränen
ihr Gewand.
1445 Es lag ihr an dem Herzen beides, spat und fruh,
Wie man mit Widerstreben sie doch gebracht dazu,
Daß sie minnen muste einen heidnischen Mann:
Die Noth hatt ihr Hagen und Herr Gunther angethan.
1446 Wie sie das rächen möchte, dachte sie alle Tage:
"Ich bin nun wohl so mächtig, wem es auch missbehage,
Daß ich meinen Feinden mag schaffen Herzeleid:
Dazu wär ich dem Hagen von Tronje gerne bereit.
1447 "Nach den Getreuen jammert noch oft die Seele mein;
Doch die mir Leides thaten, möcht ich bei denen sein,
So würde noch gerochen meines Friedels Tod.
Kaum kann ich es erwarten," sprach sie in des Herzens
Noth.
1448 Es liebten sie Alle, die dem König unterthan,
Die Recken Kriemhildens; das war wohlgethan.
Ihr Kämmerer war Eckewart: drum ward er gern gesehn:
Kriemhildens Willen konnte Niemand widerstehn.
1449 Sie gedacht auch alle Tage: "Ich will den König bitten,"
Er möcht ihr vergönnen mit gütlichen Sitten,
Daß man ihre Freunde brächt in der Heunen Land.
Den argen Willen Niemand an der Königin verstand.
1450 Als eines Nachts Frau Kriemhild bei dem König lag,
Umfangen mit den Armen hielt er sie, wie er pflag
Der edeln Frau zu kosen, sie war ihm wie sein Leib,
Da gedachte ihrer Feinde dieses herrliche Weib.
1451 Sie sprach zu dem König: "Viel lieber Herre mein,
Ich wollt euch gerne bitten, möcht es mit Hulden sein,
Daß ihr mich sehen ließet, ob ich verdient den Sold,
Daß ihr meinen Freunden wäret inniglich hold."
1452 Da sprach der mächtge König, arglos war sein Muth:
"Des sollt ihr inne werden: was man den Helden thut
Zu Ehren und zu Gute, mir geschieht ein Dienst daran,
Da ich von Weibesminne nie beßre Freunde gewann."
1453 Noch sprach zu ihm die Königin: "Ihr wißt
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