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Und wollt ihr nicht verbleiben, wer weiß,
wie ihrs beklagt:
Ihr werdets noch erkennen, ich hab euch Wahrheit
gesagt.
1521 "Drum rath ich euch zu bleiben. Reich ist euer Land:
Ihr könnt hier beßer lösen, was ihr gabt zu Pfand,
Als dort bei den Heunen: wer weiß, wie es da steht?
Verbleibt hier, ihr Herren: das ist, was Rumold
euch rath."
1522 "Wir wollen nun nicht bleiben," sprach da Gernot.
"Da es meine Schwester so freundlich uns entbot
Und Etzel der reiche, was führen wir nicht hin?
Die nicht mit uns wollen, mögen bleiben immerhin."
1523 "In Treuen," sprach da Rumold, "ich will der Eine sein,
Der um Etzels Hofgelag kommt nimmer überrhein.
Wie setzt’ ich wohl das Beßre aufs Spiel, das ich gewann?
Ich will mich selbst so lange am Leben laßen,
als ich kann."
1524 "So denk ichs auch zu reiten," sprach Ortwein
der Degen:
"Ich will der Geschäfte zu Hause mit euch pflegen."
Da sprachen ihrer Viele, sie wollten auch nicht fahren:
"Gott woll euch, liebe Herren, bei den Heunen wohl
bewahren."
1525 Der König Gunther zürnte, als er ward gewahr,
Sie wollten dort verbleiben, der Ruhe willen zwar:
"Wir wollens drum nicht laßen, wir müßen an die Fahrt;
Der waltet guter Sinne, der sich allezeit bewahrt."
1526 Zur Antwort gab da Hagen: "Laßt euch zum Verdruß
Meine Rede nicht gereichen: was auch geschehen muß,
Das rath ich euch in Treuen, wenn ihr euch gern bewahrt,
Daß ihr nur wohlgerüstet zu dem Heunenlande fahrt.
1527 "Wenn ihrs euch unterwindet, so entbietet euer Heer,
Die Besten, die ihr findet und irgend wißt umher,
Aus ihnen Allen wähl ich dann tausend Ritter gut:
So mag euch nicht gefährden der argen Kriemhilde
Muth."
1528 "Dem Rathe will ich folgen," sprach der König gleich.
Da sandt er seine Boten umher in seinem Reich.
Bald brachte man der Helden dreitausend oder mehr.
Sie dachten nicht zu finden so großes Leid und Beschwer.
1529 Sie ritten hohes Muthes durch König Gunthers Land.
Sie verhießen Allen Ross’ und Gewand,
Die ihnen geben wollten zum Heunenland Geleit.
Da fand viel gute Ritter der König zu der Fahrt bereit.
1530 Da ließ von Tronje Hagen Dankwart den Bruder sein
Achtzig ihrer Recken führen an den Rhein.
Sie kamen stolz gezogen; Harnisch und Gewand
Brachten viel die schnellen König Gunthern in das Land.
1531 Da kam der kühne Volker, ein edler Spielmann,
Mit dreißig seiner Degen zu der Fahrt heran.
Ihr Gewand war herrlich, ein König mocht es tragen.
Er wollte zu den Heunen, ließ er dem Könige sagen.
1532 Wer Volker sei gewesen, das sei euch kund gethan.
Es war ein edler Herre; ihm waren unterthan
Viel der guten Recken in Burgundenland;
Weil er fiedeln konnte, war er der Spielmann genannt.
1533 Hagen wählte tausend, die waren ihm bekannt;
Was sie in starken Stürmen gefrommt mit ihrer Hand
Und sonst begangen hatten, das hatt er oft gesehn:
Auch alle Andern musten ihnen Ehre zugestehn.
1534 Die Boten Kriemhildens der Aufenthalt verdroß;
Die Furcht vor ihrem Herren war gewaltig groß:
Sie hielten alle Tage um den Urlaub an.
Den gönnt’ ihnen Hagen nicht: das ward aus Vorsicht
gethan.
1535 Er sprach zu seinem Herren: "Wir wollen uns bewahren,
Daß wir sie reiten laßen, bevor wir selber fahren
Sieben Tage später in König Etzels Land:
Trägt man uns argen Willen, das wird so beßer gewandt.
1536 "So mag sich auch Frau Kriemhild bereiten nicht dazu,
Daß uns nach ihrem Rathe Jemand Schaden thu.
Will sie es doch versuchen, so fährt sie übel an:
Wir führen zu den Herren manchen auserwählten
Mann."
1537 Die Sättel und die Schilde und all ihr Gewand,
Das sie führen wollten in König Etzels Land,
War nun bereit und fertig für manchen kühnen Mann.
Etzels Spielleute rief man zu Gunthern heran.
1538 Da die Boten kamen, begann Herr Gernot:
"Der König will leisten, was Etzel uns entbot.
Wir wollen gerne kommen zu seiner Lustbarkeit
Und unsre Schwester sehen; daß ihr des außer Zweifel
seid."
1539 Da sprach der König Gunther: "Wißt ihr uns zu sagen,
Wann das Fest beginnt, oder zu welchen Tagen
Wir erwartet werden?" Da sprach Schwemmelein:
"Zur nächsten Sonnenwende da soll es in Wahrheit
sein."
1540 Der König erlaubte das, war noch nicht geschehn,
Wenn sie Frau Brunhilden wünschten noch zu sehn,
Daß sie mit seinem Willen sprächen bei ihr an.
Dem widerstrebte Volker: da war ihr Liebes gethan.
1541 "Es ist ja Frau Brunhild nun nicht so wohlgemuth,
Daß ihr sie schauen möchtet," sprach der Ritter gut.
"Wartet bis morgen, so läßt man sie euch sehn."
Sie wähnten sie zu schauen, da konnt es doch nicht
geschehn.
1542 Da ließ der reiche König, er war den Boten hold,
Aus eigner hoher Milde daher von seinem Gold
Auf breiten Schilden bringen; wohl war er reich daran.
Ihnen ward auch reiche Schenkung von seinen Freunden
gethan.
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