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zu Hofe gehn.
1566 "Wir wollen gerne reiten in König Etzels Land:
Da mag wohl Köngen dienen guter Helden Hand,
So wir da schauen sollen Kriemhildens Hochzeit."
Hagen rieth die Reise; doch ward es später ihm leid.
1567 Er hätt es widerrathen, nur daß Gernot
Mit ungefügen Reden ihm Spott entgegenbot.
Er mahnt’ ihn an Siegfried, Frau Kriemhildens Mann:
Er sprach: "Darum steht Hagen die große Reise
nicht an."
1568 Da sprach von Tronje Hagen: "Nicht Furcht ist’s,
daß ich’s thu.
Gebietet ihr es, Helden, so greift immer zu:
Gern will ich mit euch reiten in König Etzels Land."
Bald ward von ihm zerhauen mancher Helm
und Schildesrand.
1569 Die Schiffe standen fertig zu fahren überrhein;
Was sie an Kleidern hatten, trugen sie darein.
Sie fanden viel zu schaffen bis zur Abendzeit;
Sie huben sich von Hause zur Reise freudig bereit.
1570 Sie schlugen auf im Grase sich Hütten und Gezelt
Jenseits des Rheines, wo das Lager war bestellt.
Da bat noch zu verweilen Gunthern sein schönes Weib;
Sie herzte nachts noch einmal des Mannes waidlichen
Leib.
1571 Flöten und Posaunen erschollen morgens fruh
Den Aufbruch anzukündigen: da griff man bald dazu.
Wem Liebes lag im Arme, herzte des Freundes Leib;
Mit Leid trennte Viele des König Etzel Weib.
1572 Der schönen Ute Söhne die hatten einen Mann,
Der kühn war und bieder; als man die Fahrt begann,
Sprach er zu dem Könige geheim nach seinem Muth.
Er sprach: "Ich muß wohl trauern, daß ihr die Hofreise
thut."
1573 Er war geheißen Rumold, ein Degen auserkannt.
Er sprach: "Wem wollt ihr laßen Leute nun und Land?
Daß Niemand doch euch Recken wenden mag
den Muth!
Die Mären Kriemhildens dauchten mich niemals gut."
1574 "Das Land sei dir befohlen und auch mein Söhnelein;
Und diene wohl den Frauen: das ist der Wille mein.
Wen du weinen siehest, dem tröste Herz und Sinn;
Es wird uns nichts zu Leide Kriemhild thun,
die Königin."
1575 Eh man schied von dannen, berieth der König hehr
Sich mit den höchsten Mannen; er ließ nicht ohne Wehr
Das Land und die Burgen: die ihrer sollten pflegen,
Zum Schutze ließ er denen manchen auserwählten
Degen.
1576 Die Rosse standen aufgezäumt den Mannen
wie den Herrn:
Mit minniglichem Kusse zog da Mancher fern,
Dem noch in hohem Muthe lebte Seel und Leib;
Das muste bald beweinen manches waidliche Weib.
1577 Wehruf und Weinen hörte man genug;
Auf dem Arm die Königin ihr Kind dem König trug:
"Wie wollt ihr so verwaisen uns beide auf ein Mal?
Verbleibet uns zu Liebe," sprach sein jammerreich
Gemahl.
1578 "Frau, ihr sollt nicht weinen um den Willen mein,
Ihr mögt hier ohne Sorgen in hohem Muthe sein:
Wir kommen bald euch wieder mit Freuden wohl
gesund."
Sie schieden von den Freunden minniglich zur selben
Stund.
1579 Als man die schnellen Recken sah zu den Rossen gehn,
Fand man viel der Frauen in hoher Trauer stehn.
Daß sie auf ewig schieden, sagt’ ihnen wohl der Muth:
Zu großem Schaden kommen, das thut Niemanden gut.
1580 Die schnellen Burgunden begannen ihren Zug.
Da ward in dem Lande das Treiben groß genug;
Beiderseits des Rheines weinte Weib und Mann.
Wie auch das Volk gebarte, sie fuhren fröhlich hindann.
1581 Niblungens Helden zogen mit ihnen aus
In tausend Halsbergen: die hatten dort zu Haus
Viel schöne Fraun gelaßen und sahn sie nimmermehr.
Siegfriedens Wunden die schmerzten Kriemhilden sehr.
1582 Nur schwach in jenen Zeiten war der Glaube noch:
Es sang ihnen Messe ein Kaplan jedoch:
Der kam gesund zurücke, obwohl aus großer Noth;
Die andern blieben alle dort im Heunenlande todt.
1583 Da lenkten mit der Reise auf den Mainstrom an
Hinauf durch Ostfranken Die Gunthern unterthan.
Hagen war ihr Führer, der war da wohlbekannt.
Ihr Marschall war Dankwart, der Held
von Burgundenland.
1584 Da sie von Ostfranken durch Schwalefelde ritten,
Da konnte man sie kennen an den herrlichen Sitten,
Die Fürsten und die Freunde, die Helden lobesam.
An dem zwölften Morgen der König an die Donau kam.
1585 Da ritt von Tronje Hagen den andern all zuvor:
Er hielt den Nibelungen zumal den Muth empor.
Bald sprang der kühne Degen nieder auf den Strand,
Wo er sein Ross in Eile fest an einem Baume band.
1586 Die Flut war ausgetreten, die Schifflein verborgen:
Die Nibelungen kamen da in große Sorgen,
Wie sie hinüber sollten: das Wasser war zu breit.
Da schwang sich zur Erde mancher Ritter allbereit.
1587 "Uebel," sprach da Hagen, "mag dir wohl
hier geschehn,
König an dem Rheine; du magst es selber sehn:
Das Wasser ist ergoßen, zu stark ist seine Flut:
Ich fürchte, wir verlieren noch heute manchen
Recken gut."
1588 "Hagen, was verweist ihr mir?" sprach der König hehr,
"Um eurer Hofzucht willen erschreckt uns nicht
noch mehr.
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