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Zum Gemahl geworben die edle Königin hehr.
1337 Die Boten fuhren schnelle: Eil war ihnen Noth
Um die große Ehre und das reiche Botenbrot.
Als sie mit ihren Mären waren heimgekommen,
Da hatte König Etzel so Liebes selten vernommen.
1338 Der frohen Kunde willen ließ der König geben
Den Boten solche Gaben, daß sie wohl mochten leben
Immerdar in Freuden hernach bis an den Tod:
Mit Wonne war verschwunden des Königs Kummer
und Noth.
Abenteuer 21
Wie Kriemhild zu den Heunen fuhr
1339 Die Boten laßt reiten, so thun wir euch bekannt,
Wie die Königstochter fuhr durch das Land,
Und wo von ihr Geiselher schied mit Gernot;
Sie hatten ihr gedienet, wie ihre Treue gebot.
1340 Sie kamen an die Donau gen Bergen nun geritten.
Da begannen sie um Urlaub die Königin zu bitten,
Weil sie wieder wollten reiten an den Rhein.
Da mocht es ohne Weinen von guten Freunden nicht
sein.
1341 Geiselher der schnelle sprach zu der Schwester sein:
"Schwester, wenn du jemals bedürfen solltest mein,
Was immer dich gefährde, so mach es mir bekannt,
Dann reit ich dir zu dienen hin in König Etzels Land."
1342 Die Verwandten alle küsste sie auf den Mund.
Minniglich sich scheiden sah man da zur Stund
Die schnellen Burgunden von Rüdigers Geleit.
Da zog mit der Königin manche wohlgethane Maid,
1343 Hundert und viere; sie trugen schön Gewand
Von buntgewebten Zeugen; manch breiten Schildesrand
Führte man der Königin nach auf ihren Wegen.
Da bat auch um Urlaub Volker der zierliche Degen.
1344 Ueber die Donau kamen sie jetzt gen Baierland:
Da sagte man die Märe, es kämen angerannt
Viel unkunder Gäste. Wo noch ein Kloster steht
Und der Innfluß mündend in die Donau niedergeht,
1345 In der Stadt zu Paßau saß ein Bischof.
Herbergen leerten sich und auch des Fürsten Hof:
Den Gästen entgegen giengs auf durch Baierland,
Wo der Bischof Pilgerin die schöne Kriemhild fand.
1346 Den Recken in dem Lande war es nicht zu leid,
Als sie ihr folgen sahen so manche schöne Maid.
Da kos’ten sie mit Augen manch edeln Ritters Kind.
Gute Herberge wies man den Gästen geschwind.
1347 Dort zu Pledelingen schuf man ihnen Ruh;
Das Volk allenthalben ritt auf sie zu.
Man gab, was sie bedurften, williglich und froh:
Sie nahmen es mit Ehren; so that man bald auch anderswo.
1348 Der Bischof mit der Nichte ritt auf Paßau an.
Als es da den Bürgern der Stadt ward kund gethan,
Das Schwesterkind des Fürsten, Kriemhild wolle
kommen,
Da ward sie wohl mit Ehren von den Kaufherrn
aufgenommen.
1349 Als der Bischof wähnte, sie blieben nachts ihm da,
Sprach Eckewart der Markgraf: "Unmöglich ist das ja:
Wir müßen abwärts reiten in Rüdigers Land:
Viel Degen harren unser: ihnen allen ist es bekannt."
1350 Nun wust auch wohl die Märe die schöne Gotelind:
Sie rüstete sich fleißig und auch ihr edel Kind.
Ihr hatt entboten Rüdiger, ihn bedünk es gut,
Wenn sie der Königstochter damit tröstete den Muth
1351 Und ihr entgegenritte mit seiner Mannen Schar
Hinauf bis zur Ense. Als das im Werke war,
Da sah man allenthalben erfüllt die Straßen stehn:
Sie wollten ihren Gästen entgegen reiten und gehn.
1352 Nun war gen Everdingen die Königin gekommen.
Man hatt im Baierlande von Schächern wohl
vernommen,
Die auf den Straßen raubten, wie es ihr Gebrauch:
So hätten sie die Gäste mögen schädigen auch.
1353 Das hatte wohl verhütet der edle Rüdiger:
Er führte tausend Ritter oder wohl noch mehr.
Da kam auch Gotelinde, Rüdigers Gemahl,
Mit ihr in stolzem Zuge kühner Recken große Zahl.
1354 Ueber die Traune kamen sie bei Ense auf das Feld;
Da sah man aufgeschlagen Hütten und Gezelt,
Daß gute Ruhe fänden die Gäste bei der Nacht.
Für ihre Kost zu sorgen war der Markgraf bedacht.
1355 Von den Herbergen ritt ihrer Frau entgegen
Gotelind die schöne. Da zogen auf den Wegen
Mit klingenden Zäumen viel Pferde wohlgethan.
Sie wurde wohl empfangen; lieb that man Rüdigern
daran.
1356 Die sie zu beiden Seiten begrüßten auf dem Feld
Mit kunstvollem Reiten, das war mancher Held.
Sie übten Ritterspiele; das sah manch schöne Maid.
Auch war der Dienst der Helden den schönen Frauen
nicht leid.
1357 Als zu den Gästen kamen Die in Rüdigers Lehn,
Viel Schaftsplitter sah man in die Lüfte gehn
Von der Recken Händen nach ritterlichen Sitten.
Da wurde wohl zu Danke vor den Frauen geritten.
1358 Sie ließen es bewenden. Da grüßte mancher Mann
Freundlich den andern. Nun führten sie heran
Die schöne Gotelinde, wo sie Kriemhild sah.
Die Frauen dienen konnten, hatten selten Muße da.
1359 Der Vogt von Bechelaren ritt zu Gotlinden hin.
Wenig Kummer schuf es der edeln Markgräfin,
Daß sie wohl geborgen ihn sah vom Rheine kommen.
Ihr war die meiste Sorge mit großer Freude benommen.
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