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Das Lob sie bei den Helden in der Fülle bald gewann.
1384 König Etzels Herrschaft war so weit erkannt,
Daß man zu allen Zeiten an seinem Hofe fand
Die allerkühnsten Recken, davon man je vernommen
Bei Christen oder Heiden; die waren all mit
ihm gekommen.
1385 Bei ihm war allerwegen, so sieht mans nimmermehr,
So christlicher Glaube als heidnischer Verkehr.
Wozu nach seiner Sitte sich auch ein Jeder schlug,
Das schuf des Königs Milde, man gab doch Allen genug.
Abenteuer 22
Wie Kriemhild bei den Heunen empfangen ward
1386 Sie blieb zu Traisenmauer bis an den vierten Tag.
Der Staub in den Straßen derweil nicht stille lag:
Aufstob er allenthalben wie in hellem Brand.
Da ritten Etzels Leute durch das Oesterreicherland.
1387 Es war dem König Etzel gemeldet in der Zeit,
Daß ihm vor Gedanken schwand sein altes Leid,
Wie herrlich Frau Kriemhild zöge durch das Land.
Da eilte hin der König, wo er die Minnigliche fand.
1388 Von gar manchen Sprachen sah man auf den Wegen
Vor König Etzeln reiten viel der kühnen Degen,
Von Christen und von Heiden manches breite Heer.
Als sie die Herrin fanden, sie zogen fröhlich einher.
1389 Von Reußen und von Griechen ritt da mancher Mann;
Die Polen und Walachen zogen geschwind heran
Auf den guten Rossen, die sie herrlich ritten.
Da zeigte sich ein Jeder in seinen heimischen Sitten.
1390 Aus dem Land zu Kiew ritt da mancher Mann
Und die wilden Peschenegen. Mit Bogen hub man an
Zu schießen nach den Vögeln, die in den Lüften flogen;
Mit Kräften sie die Pfeile bis zu des Bogens Ende zogen.
1391 Eine Stadt liegt an der Donau im Oesterreicherland,
Die ist geheißen Tulna. Da ward ihr bekannt
Manche fremde Sitte, die sie noch niemals sah.
Da empfiengen sie gar Viele, denen noch Leid von
ihr geschah.
1392 Es ritt dem König Etzel ein Ingesind voran,
Fröhlich und prächtig, höfisch und wohlgethan,
Wohl vierundzwanzig Fürsten, mächtig und hehr:
Ihre Königin zu schauen, sie begehrten sonst nichts mehr.
1393 Ramung, der Herzog aus Walachenland,
Mit siebenhundert Mannen kam er vor sie gerannt.
Wie fliegende Vögel sah man sie alle fahren.
Da kam der Fürst Gibeke mit viel herrlichen Scharen.
1394 Hornbog der schnelle ritt mit tausend Mann
Von des Königs Seite zu seiner Fraun heran.
Sie prangten und stolzierten nach ihres Landes Sitten.
Von den Heunenfürsten ward auch da herrlich geritten.
1395 Da kam vom Dänenlande der kühne Hawart
Und Iring der schnelle, vor allem Falsch bewahrt;
Von Thüringen Irnfried, ein waidlicher Mann:
Sie empfiengen Kriemhilden, daß sie viel Ehre gewann,
1396 Mit zwölfhundert Mannen, die zählte ihre Schar.
Da kam der Degen Blödel mit dreitausend gar,
König Etzels Bruder aus dem Heunenland:
Der ritt in stolzem Zuge, bis er die Königin fand.
1397 Da kam der König Etzel und Herr Dieterich
Mit seinen Helden allen. Da sah man ritterlich
Manchen edeln Ritter bieder und auch gut.
Davon ward Kriemhilden gar wohl erhoben der Muth.
1398 Da sprach zu der Königin der edle Rüdiger:
"Frau, euch will empfangen hier der König hehr.
Wen ich euch küssen heiße, dem sei der Kuss gegönnt:
Wißt, daß ihr Etzels Recken nicht alle gleich empfangen
könnt."
1399 Da hob man von der Mähre die Königin hehr.
Etzel der reiche nicht säumt’ er länger mehr:
Er schwang sich von dem Rosse mit manchem kühnen
Mann;
Voller Freuden kam er zu Frau Kriemhilden heran.
1400 Zwei mächtige Fürsten, das ist uns wohlbekannt,
Giengen bei der Frauen und trugen ihr Gewand,
Als der König Etzel ihr entgegen gieng
Und sie den edlen Fürsten mit Küssen gütlich empfieng.
1401 Sie schob hinauf die Binden: ihre Farbe wohlgethan
Erglänzt’ aus dem Golde. Da sagte mancher Mann,
Frau Helke könne schöner nicht gewesen sein.
Da stand in der Nähe des Königs Bruder Blödelein.
1402 Den rieth ihr zu küssen Rüdiger der Markgraf reich
Und den König Gibeke, Dietrichen auch zugleich:
Zwölf der Recken küsste Etzels Königin;
Da blickte sie mit Grüßen noch zu manchem Ritter hin.
1403 Während König Etzel bei Kriemhilden stand,
Thaten junge Degen wie Sitte noch im Land:
Waffenspiele wurden schön vor ihr geritten;
Das thaten Christenhelden und Heiden nach ihren
Sitten.
1404 Wie ritterlich die Degen in Dietrichens Lehn
Die splitternden Schäfte in die Lüfte ließen gehn
Hoch über Schilde aus guter Ritter Hand!
Vor den deutschen Gästen brach da mancher
Schildesrand.
1405 Von der Schäfte Krachen vernahm man lauten Schall.
Da waren aus dem Lande die Recken kommen all
Und auch des Königs Gäste, so mancher edle Mann:
Da gieng der reiche König mit der Königin hindann.
1406 Sie fanden in der Nähe ein herrlich Gezelt.
Erfüllt war von Hütten rings das ganze Feld;
Da war nach den Beschwerden Rast für sie bereit.
Da geleiteten die Helden darunter manche schöne Maid
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