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1407 Zu Kriemhild der Königin, die dort darnieder saß
Auf reichem Stuhlgewande; der Markgraf hatte das
So prächtig schaffen laßen, sie fandens schön und gut.
Da stand dem König Etzel in hohen Freuden der Muth.
1408 Was sie zusammen redeten, das ist mir unbekannt;
In seiner Rechten ruhte ihre weiße Hand.
So saßen sie in Minne, als Rüdiger der Degen
Dem König nicht gestattete, Kriemhildens heimlich
zu pflegen.
1409 Da ließ man unterbleiben das Kampfspiel überall;
Mit Ehren ward beendet der laute Freudenschall.
Da giengen zu den Hütten Die Etzeln unterthan;
Herberge wies man ihnen ringsum allenthalben an.
1410 Den Abend und nachtüber fanden sie Ruhe da,
Bis man den lichten Morgen wieder scheinen sah.
Da kamen hoch zu Rosse viel Helden ausersehn;
Hei! was sah man Kurzweil zu des Königs Ehren
geschehn!
1411 Nach Würden es zu schaffen der Fürst die Heunen bat.
Da ritten sie von Tulna gen Wien in die Stadt.
In schönem Schmucke fand man da Frauen ohne Zahl.
Sie empfiengen wohl mit Ehren König Etzels Gemahl.
1412 In Ueberfluß und Fülle war da für sie bereit,
Wes sie nur bedurften. Viel Degen allbereit
Sahn froh dem Fest entgegen. Herbergen wies man an;
Die Hochzeit des Königs mit hohen Freuden begann.
1413 Man mochte sie nicht alle herbergen in der Stadt:
Die nicht Gäste waren, Rüdiger die bat,
Daß sie Herberge nahmen auf dem Land.
Wohl weiß ich, daß man immer den König
bei Kriemhilden fand.
1414 Dietrich der Degen und mancher andre Held
Die hatten ihre Muße mit Arbeit eingestellt,
Auf daß sie den Gästen trösteten den Muth;
Rüdger und seine Freunde hatten Kurzweile gut.
1415 Die Hochzeit war gefallen auf einen Pfingstentag,
Wo der König Etzel bei Kriemhilden lag
In der Stadt zu Wiene. Fürwahr so manchen Mann
Bei ihrem ersten Manne sie nicht zu Diensten gewann.
1416 Durch Gabe ward sie Manchem, der sie nicht kannte,
kund.
Darüber zu den Gästen hub Mancher an zur Stund:
"Wir wähnten, Kriemhilden benommen wär ihr Gut,
Die nun mit ihren Gaben hier so große Wunder thut."
1417 Diese Hochzeit währte siebzehn Tage lang.
Von keinem andern König weiß der Heldensang,
Der solche Hochzeit hielte: es ist uns unbekannt.
Alle, die da waren, die trugen neues Gewand.
1418 Sie hatte nie geseßen daheim in Niederland
Vor so manchem Recken; auch ist mir wohlbekannt,
War Siegfried reich an Schätzen, so hatte er doch nicht
So viel der edeln Recken, als sie hier sah in Etzels Pflicht.
1419 Wohl gab auch nie ein König bei seiner Hochzeit
So manchen reichen Mantel, lang, tief und weit,
Noch so gute Kleider, als man hier gewann,
Die Kriemhildens willen alle wurden vertan.
1420 Ihre Freunde wie die Gäste hatten Einen Muth:
Sie dachten nichts zu sparen, und wärs das beste Gut.
Was Einer wünschen mochte, man war dazu bereit;
Da Standen viel der Degen vor Milde bloß und ohne Kleid.
1421 Wenn sie daran gedachte, wie sie am Rheine saß
Bei ihrem edeln Manne, ihre Augen wurden naß;
Doch hehlte sie es immer, daß es Niemand sah,
Da ihr nach manchem Leide so viel der Ehren geschah.
1422 Was Einer that aus Milde, das war doch gar ein Wind
Gegen Dietrichen: was Botlungens Kind
Ihm gegeben hatte, das wurde gar verwandt.
Da begieng auch große Wunder des milden Rüdiger
Hand.
1423 Auch aus Ungarlande der Degen Blödelein
Ließ da ledig machen manchen Reiseschrein
Von Silber und von Golde: das ward dahin gegeben.
Man sah des Königs Helden so recht fröhlich alle leben.
1424 Des Königs Spielleute, Werbel und Schwemmelein,
Wohl an tausend Marken nahm Jedweder ein
Bei dem Hofgelage (oder mehr als das),
Als die schöne Kriemhild bei Etzeln unter Krone saß.
1425 Am achtzehnten Morgen von Wien die Helden ritten.
In Ritterspielen wurden der Schilde viel verschnitten
Von Speren, so da führten die Recken an der Hand:
So kam der König Etzel mit Freuden in der Heunen
Land.
1426 In Heimburg der alten verblieb man über Nacht.
Da konnte Niemand wißen recht des Volkes Macht,
Mit welchen Heerkräften sie ritten durch das Land.
Hei! was schöner Frauen man in seiner Heimat fand!
1427 In Misenburg der reichen fieng man zu segeln an.
Verdeckt ward das Wasser von Ross und auch von Mann,
Als ob es Erde wäre, was man doch fließen sah.
Die wegemüden Frauen mochten sich wohl ruhen da.
1428 Zusammen war gebunden manches Schifflein gut,
Daß ihnen wenig schaden Woge mocht und Flut;
Darüber ausgebreitet manch köstlich Geleit,
Als ob sie noch immer beides hatten, Land und Feld.
1429 Nun ward auch in Etzelnburg die Märe kund gethan:
Da freute sich darinnen beides, Weib und Mann.
Etzels Ingesinde, des einst Frau Helke pflag,
Erlebte bei Kriemhilden noch manchen fröhlichen Tag.
1430 Da stand ihrer harrend gar manche edle Maid,
Die seit Helkens Tode getragen
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