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Daß es Siegfried wäre, das war da Gunthern bekannt.
683 Wohl wust er, was er wolle: er ließ von dannen gehn
Mägdelein und Frauen. Als das war geschehn,
Der edle König selber verschloß der Kammer Thür:
Starker Riegel zweie die warf er eilends dafür.
684 Hinterm Bettvorhange barg er der Kerzen Licht.
Ein Spiel sogleich begannen, vermeiden ließ sichs nicht,
Siegfried der starke und die schöne Maid:
Das war dem König Gunther beides lieb und auch leid.
685 Da legte sich Siegfried der Königin bei.
Sie sprach: "Nun laßt es, Gunther, wie lieb es euch auch sei,
Daß ihr nicht Noth erleidet heute so wie eh:
Oder euch geschieht hier von meinen Händen
wieder Weh."
686 Er hehlte seine Stimme, kein Wörtlein sprach er da.
Wohl hörte König Gunther, obgleich er sie nicht sah,
Daß Heimliches von Beiden wenig geschehen sei;
Nicht viel bequeme Ruhe im Bette fanden die Zwei.
687 Er stellte sich, als wär er Gunther der König reich;
Er umschloß mit Armen das Mägdlein ohne Gleich.
Sie warf ihn aus dem Bette dabei auf eine Bank,
Daß laut an einem Schemel ihm das Haupt davon erklang.
688 Wieder auf mit Kräften sprang der kühne Mann,
Es beßer zu versuchen: wie er das begann,
Daß er sie zwingen wollte, da widerfuhr ihm Weh.
Ich glaube nicht, daß solche Wehr von Frauen
je wieder gescheh.
689 Da ers nicht laßen wollte, das Mägdlein aufsprang:
"Euch ziemt nicht zu zerraufen mein Hemd also blank.
Ihr seid ungezogen: das wird euch noch leid.
Des bring ich euch wohl inne," sprach die waidliche
Maid.
690 Sie umschloß mit den Armen den theuerlichen Degen
Und wollt ihn auch in Bande wie den König legen,
Daß sie im Bette läge mit Gemächlichkeit.
Wie grimmig sie das rächte, daß er zerzerret ihr Kleid!
691 Was half ihm da die Stärke, was seine große Kraft?
Sie erwies dem Degen ihres Leibes Meisterschaft.
Sie trug ihn übermächtig, das muste nur so sein,
Und drückt ihn ungefüge bei dem Bett an einen Schrein.
692 "O weh," gedacht er, "soll ich Leben nun und Leib
Von einer Maid verlieren, so mag jedes Weib
In allen künftgen Zeiten tragen Frevelmuth
Dem Mann gegenüber, die es sonst wohl nimmer thut."
693 Der König hörte Alles; er bangte für den Mann.
Da schämte sich Siegfried, zu zürnen fieng er an.
Mit ungefügen Kräften ihr widersetzt’ er sich
Und versuchte seine Stärke an Brunhilden ängstiglich.
694 Wie sie ihn niederdrückte, sein Zorn erzwang es noch
Und seine starken Kräfte, daß ihr zum Trotz er doch
Sich aufrichten konnte; seine Angst war groß.
Sie gaben in der Kammer sich her und hin manchen Stoß.
695 Auch litt König Gunther Sorgen und Beschwer:
Er muste manchmal flüchten vor ihnen hin und her.
Sie rangen so gewaltig, daß es Wunder nahm,
Wie Eins vor dem Andern mit dem Leben noch entkam.
696 Den König Gunther ängstigte beiderseits die Noth;
Doch fürchtet’ er am meisten Siegfriedens Tod.
Wohl hätte sie dem Degen das Leben schier benommen:
Dürft er nur, er wär ihm gern zu Hülfe gekommen.
697 Gar lange zwischen Beiden dauerte der Streit;
Da bracht er an das Bette zuletzt zurück die Maid:
Wie sehr sie sich auch wehrte, die Wehr ward endlich
schwach.
Gunther in seinen Sorgen hieng mancherlei Gedanken
nach.
698 Es währte lang dem König, bis Siegfried sie bezwang.
Sie drückte seine Hände, daß aus den Nägeln sprung
Das Blut von ihren Kräften; das war dem Helden leid.
Da zwang er zu verläugnen diese herrliche Maid
699 Den ungestümen Willen, den sie erst dargethan.
Alles vernahm der König, doch hört ers schweigend an.
Er drückte sie ans Bette, daß sie aufschrie laut:
Des starken Siegfrieds Kräfte schmerzten übel die Braut.
700 Da griff sie nach der Hüfte, wo sie die Borte fand,
Und dacht’ ihn zu binden: doch wehrt’ es seine Hand,
Daß ihr die Glieder krachten, dazu der ganze Leib.
Da war der Streit zu Ende: da wurde sie Gunthers Weib.
701 Sie sprach: "Edler König, nimm mir das Leben nicht:
Was ich dir that zu Leide, vergüt ich dir nach Pflicht.
Ich wehre mich nicht wieder der edeln Minne dein:
Ich hab es wohl erfahren, daß du magst Frauen
Meister sein."
702 Aufstand da Siegfried, liegen blieb die Maid,
Als dächt er abzuwerfen eben nur das Kleid.
Er zog ihr vom Finger ein Ringlein von Gold,
Daß es nicht gewahrte die edle Königin hold,
703 Auch nahm er ihren Gürtel, eine Borte gut.
Ich weiß nicht, geschah es aus hohem Uebermuth.
Er gab ihn seinem Weibe: das ward ihm später leid.
Da lagen bei einander der König und die schöne Maid.
704 Er pflag der Frauen minniglich, wie es geziemend war:
Scham und Zorn verschmerzen muste sie da gar.
Von seinen Heimlichkeiten ihre lichte Farb erblich.
Hei! wie von der Minne die große
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