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Nicht oft darnach berührte: auch wollte sie des ledig sein.
661 Da kam auch ihr Gesinde, das brachte neu Gewand:
Des war heute Morgen genug für sie zur Hand.
Wie froh man da gebahrte, traurig war genug
Der edle Wirth des Landes, wie er des Tags
die Krone trug.
662 Nach des Landes Sitte, die zu begehen Pflicht,
Unterließ es Gunther mit Brunhild länger nicht:
Sie giengen nach dem Münster, wo man die Messe sang.
Dahin auch kam Herr Siegfried; da hob sich mächtiger
Drang.
663 Nach königlichen Ehren war da für sie bereit,
Was sie haben sollten, die Krone wie das Kleid.
Da ließen sie sich weihen: als das war geschehn,
Da sah man unter Krone alle Viere herrlich stehn.
664 Das Schwert empfiengen Knappen, sechshundert
oder mehr,
Den Königen zu Ehren auf meines Worts Gewähr.
Da hob sich große Freude in Burgundenland:
Man hörte Schäfte brechen an der Schwertdegen Hand.
665 Da saßen in den Fenstern die schönen Mägdelein.
Sie sahen vor sich leuchten manches Schildes Schein.
Nun hatte sich der König getrennt von seinem Lehn:
Was man beginnen mochte, er ließ es trauernd geschehn.
666 Ihm und Siegfrieden ungleich stand der Muth:
Wohl wuste, was ihm fehlte, der edle Ritter gut.
Da gieng er zu dem König, zu fragen er begann:
"Wie ists euch gelungen die Nacht, das saget mir an."
667 Da sprach der Wirth zum Gaste: "Den Schimpf
und den Schaden
Hab ich an meiner Frauen in mein Haus geladen.
Ich wähnte sie zu minnen, wie schnell sie mich da band!
Zu einem Nagel trug sie mich und hieng mich hoch
an die Wand.
668 "Da hieng ich sehr in Aengsten die Nacht bis an den Tag.
Eh sie mich wieder löste, wie sanft sie da lag!
Das sei dir in der Stille geklagt in Freundlichkeit."
Da sprach der starke Siegfried: "Das ist in Wahrheit
mir leid.
669 "Das will ich euch beweisen, verschmerzt ihr
den Verdruß.
Ich schaffe, daß sie heute Nacht so nah euch liegen muß,
Daß sie euch ihre Minne nicht länger vorenthält."
Die Rede hörte gerne nach seinem Leide der Held.
670 "Nun schau meine Hände, wie die geschwollen sind:
Die drückte sie so mächtig, als wär ich ein Kind,
Daß Blut mir allenthalben aus den Nägeln drang.
Ich hegte keinen Zweifel, mein Leben währe nicht lang."
671 Da sprach der starke Siegfried: "Es wird noch Alles gut.
Uns Beiden war wohl ungleich heute Nacht zu Muth.
Mir ist deine Schwester wie Leben lieb und Leib!
So muß nun auch Frau Brunhild noch heute werden
dein Weib.
672 "Ich komme heut Abend zu deinem Kämmerlein
Also wohl verborgen in der Tarnkappe mein,
Daß sich meiner Künste Niemand mag versehn.
Laß dann die Kämmerlinge zu ihren Herbergen gehn:
673 "So lesch ich den Knappen die Lichter an der Hand:
Bei diesem Wahrzeichen sei dir bekannt,
Daß ich hereingetreten. Wohl zwing ich dir dein Weib,
Daß du sie heute minnest, ich verlör’ denn Leben
und Leib."
674 "Wenn du sie nicht minnest," der König sprach da so,
"Meine liebe Fraue: des Andern bin ich froh;
Was du auch thust und nähmst du Leben ihr und Leib,
Das wollt ich wohl verschmerzen: sie ist ein schreckliches
Weib."
675 "Das nehm ich," sprach da Siegfried,
"auf die Treue mein,
Daß ich sie nicht berühre; die liebe Schwester dein
Geht mir über alle, die ich jemals sah."
Wohl glaubte König Gunther der Rede Siegfriedens da.
676 Da gabs von Ritterspielen Freude so wie Noth.
Den Buhurd und das Lärmen man allzumal verbot.
Als die Frauen sollten nach dem Saale gehn,
Geboten Kämmerlinge den Leuten, nicht im Weg
zu stehn.
677 Von Rossen und von Leuten räumte man den Hof.
Der Frauen Jedwede führt’ ein Bischof,
Als sie vor den Königen zu Tische sollten gehn.
Ihnen folgten zu den Stühlen viel der Degen ausersehn.
678 Bei seinem Weib der König in froher Hoffnung saß:
Was Siegfried ihm verheißen, im Sinne lag ihm das.
Der eine Tag ihn dauchte wohl dreißig Tage lang:
Nach Brunhildens Minne all sein Denken ihm rang.
679 Er konnt es kaum erwarten, bis vorbei das Mahl.
Brunhild die schöne rief man aus dem Saal
Und auch Kriemhilden: sie sollten schlafen gehn:
Hei! was man kühner Degen sah vor den Königinnen
stehn!
680 Siegfried der Herre gar minniglich saß
Bei seinem schönen Weibe mit Freuden ohne Haß.
Sie kos’te seine Hände mit ihrer weißen Hand,
Bis er ihr vor den Augen, sie wuste nicht wie, verschwand.
681 Da sie mit ihm spielte und sie ihn nicht mehr sah,
Zu seinem Ingesinde sprach die Königin da:
"Mich wundert sehr, wo ist doch der König
hingekommen?
Wer hat seine Hände mir aus den meinen genommen?"
682 Sie ließ die Rede bleiben. Da eilt’ er hinzugehn,
Wo er die Kämmerlinge fand mit Lichtern stehn:
Die lescht’ er unversehens
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