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Aber Kriemhild konnt ihm wohl nicht feinder
sein gewesen.
1178 Mit neuem Leide wieder belastet war ihr Muth,
Erst um des Mannes Leben und nun, da sie das Gut
Ihr so gar benahmen: da ruht’ auch ihre Klage,
So lang sie lebte, nimmer bis zu ihrem jüngsten Tage.
1179 Nach Siegfriedens Tode, das ist alles wahr,
Lebte sie im Leide noch dreizehen Jahr,
Daß ihr der Tod des Recken stäts im Sinne lag:
Sie wahrt’ ihm immer Treue; das rühmen
ihr die Meisten nach.
1180 Eine reiche Fürstenabtei hatte Frau Ute
Nach Dankrats Tod gestiftet von ihrem Gute
Mit großen Einkünften, die es noch heute zieht:
Dort zu Lorsch das Kloster, das man in hohen Ehren sieht.
1181 Dazu gab auch Kriemhild hernach ein großes Theil
Um Siegfriedens Seele und aller Seelen Heil
Gold und Edelsteine mit williger Hand;
Getreuer Weib auf Erden ward uns selten noch bekannt.
1182 Seit Kriemhild König Gunthern wieder schenkte Huld
Und dann doch den großen Hort verlor durch seine
Schuld,
Ihres Herzeleides ward da noch viel mehr:
Da zöge gern von dannen die Fraue edel und hehr.
1183 Nun war Frau Uten ein Sedelhof bereit
Zu Lorsch bei ihrem Kloster, reich, groß und weit,
Dahin von ihren Kindern sie zog und sich verbarg,
Wo noch die hehre Königin begraben liegt in einem Sarg.
1184 Da sprach die Königswitwe: "Liebe Tochter mein,
Hier magst du nicht verbleiben: bei mir denn sollst du sein,
Zu Lorsch in meinem Hause, und läst dein Weinen
dann."
Kriemhild gab zur Antwort: "Wo ließ’ ich aber meinen
Mann?"
1185 "Den laß nur hier verbleiben," sprach Frau Ute.
"Nicht woll es Gott vom Himmel," sprach da die Gute.
"Nein, liebe Mutter, davor will ich mich wahren:
"Ein Mann muß von hinnen in Wahrheit auch
mit mir fahren."
1186 Da schuf die Jammersreiche, daß man ihn erhub
Und sein Gebein, das edle, wiederum begrub
Zu Lorsch bei dem Münster mit Ehren mannigfalt:
Da liegt im langen Sarge noch der Degen wohlgestalt.
1187 Zu denselben Zeiten, da Kriemhild gesollt
Zu ihrer Mutter ziehen, wohin sie auch gewollt,
Da muste sie verbleiben, weil es nicht sollte sein:
Das schufen neue Mären, die da kamen über Rhein.
Abenteuer 20
Wie König Etzel um Kriemhilden sandte
1188 Das war in jenen Zeiten, als Frau Helke starb
Und der König Etzel um andre Frauen warb,
Da riethen seine Freunde in Burgundenland
Zu einer stolzen Witwe, die war Frau Kriemhild genannt.
1189 Seit ihm die schöne Helke erstarb, die Königin,
Sie sprachen: "Sinnt ihr wieder auf edler Frau Gewinn,
Der höchsten und der besten, die je ein Fürst gewann,
So nehmet Kriemhilden; der starke Siegfried
war ihr Mann."
1190 Da sprach der reiche König: "Wie gienge das wohl an?
Ich bin ein Heide, ein ungetaufter Mann,
Sie jedoch ist Christin sie thut es nimmermehr.
Ein Wunder müst es heißen, käm sie jemals hieher."
1191 Die Schnellen sprachen wieder: "Vielleicht, daß
sie es thut
Um euern hohen Namen und euer großes Gut.
Man soll es doch versuchen bei dem edeln Weib:
Euch ziemte wohl zu minnen ihren wonniglichen Leib."
1192 Da sprach der edle König: "Wem ist nun bekannt
Unter euch am Rheine das Volk und auch das Land?"
Da sprach von Bechlaren der gute Rüdiger:
"Kund von Kindesbeinen sind mir die edeln Könige
hehr,
1193 "Gunther und Gernot, die edeln Ritter gut;
Der dritte heißt Geiselher: ein Jeglicher thut,
Was er nach Zucht und Ehren am besten mag begehn:
Auch ist von ihren Ahnen noch stäts dasselbe geschehn."
1194 Da sprach wieder Etzel: "Freund, nun sage mir,
Ob ihr wohl die Krone ziemt zu tragen hier;
Und hat sie solche Schöne, wie man sie zeiht,
Meinen besten Freunden sollt es nimmer werden leid."
1195 "Sie vergleicht sich an Schöne wohl der Frauen mein,
Helke der reichen: nicht schöner könnte sein
Auf der weiten Erde eine Königin:
Wen sie erwählt zum Freunde, der mag wohl trösten
den Sinn."
1196 Er sprach: "So wirb sie, Rüdiger, so lieb als ich dir sei.
Und darf ich Kriemhilden jemals liegen bei,
Das will ich dir lohnen, so gut ich immer kann;
Auch hast du meinen Willen mit großer Treue gethan.
1197 "Von meinem Kammergute laß ich so viel dir geben,
Daß du mit den Gefährten in Freude mögest leben;
Von Rossen und von Kleidern, was ihr nur begehrt,
Des wird zu der Botschaft euch die Genüge gewährt."
1198 Zur Antwort gab der Markgraf, der reiche Rüdiger:
"Begehrt’ ich deines Gutes, das ziemte mir nicht sehr.
Ich will dein Bote gerne werden an den Rhein
Mit meinem eignen Gute; ich hab es aus den Händen
dein."
1199 Da sprach der reiche König: "Wann denkt ihr zu fahren
Nach der Minniglichen? So soll euch Gott bewahren
Dabei an allen Ehren und auch die Fraue mein;
Und
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