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Читем онлайн Воистину - Ингеборг Бахман

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REIGEN

Reigen — die Liebe hält manchmalim Löschen der Augen ein,und wir sehen in ihre eignenerloschenen Augen hinein.

Kalter Rauch aus dem Kraterhaucht unsre Wimpern an;es hielt die schreckliche Leerenur einmal den Atem an.

Wir haben die toten Augengesehn und vergessen nie.Die Liebe währt am längstenund sie erkennt uns nie.

ВЕРЕНИЦА{2}[18]

Угасли глаза любимых.Их уводили от нас.И тогда мы сами смотрелиВ пустыню угасших глаз.

Воспаленные наши ресницы.Остужает холодный дым.Перехватывает дыханьеПеред этим Немым, Пустым.

Мы видели мертвые очи.И не забудем их.…Любимые не узнавалиСамых любимых своих.

DIE GESTUNDETE ZEIT

Es kommen härtere Tage.Die auf Widerruf gestundete Zeitwird sichtbar am Horizont.Bald mußt du den Schuh schnürenund die Hunde zurückjagen in die Marschhöfe.Denn die Eingeweide der Fischesind kalt geworden im Wind.Ärmlich brennt das Licht der Lupinen.Dein Blick spurt im Nebel:die auf Widerruf gestundete Zeitwird sichtbar am Horizont.

Drüben versinkt dir die Geliebte im Sand,er steigt um ihr wehendes Haar,er fällt ihr ins Wort,er befiehlt ihr zu schweigen,er findet sie sterblichund willig dem Abschiednach jeder Umarmung.

Sieh dich nicht um.Schnür deinen Schuh.Jag die Hunde zurück.Wirf die Fische ins Meer.Lösch die Lupinen!

Es kommen härtere Tage.

ОТСРОЧЕННОЕ ВРЕМЯ{3}[19]

Наступят дни пожесточе.До времени отмененное времязаалело на горизонте.Скоро тебе придетсязавязать шнурки на ботинкахи собак отогнать к берегу моря,потому что рыбьи потрохазастыли на ветру.Бледным огнем загорелись люпины.Ты рассек туман своим взглядом:до времени отмененное времязаалело на горизонте.

А в пучине песка на той стороне —твоя любимая.Ей волосы запорошил песок,перебивает ее,велит замолчать.Она же приемлет смертьи готова проститься с жизньюпосле каждого объятия.

Не оборачивайся.Зашнуруй ботинки.Отгони собак.Выбрось в море рыб.Загаси люпины.

Наступят дни пожесточе.

FRÜHER MITTAG

Still grünt die Linde im eröffneten Sommer,weit aus den Städten gerückt, flirrtder mattglänzende Tagmond. Schon ist Mittag,schon regt sich im Brunnen der Strahl,schon hebt sich unter den Scherbendes Märchenvogels geschundener Flügel,und die vom Steinwurf entstellte Handsinkt ins erwachende Korn.

Wo Deutschlands Himmel die Erde schwärzt,sucht sein enthaupteter Engel ein Grab für den Haßund reicht dir die Schüssel des Herzens.

Eine Handvoll Schmerz verliert sich über den Hügel.

Sieben Jahre späterfällt es dir wieder ein,am Brunnen vor dem Tore,blick nicht zu tief hinein,die Augen gehen dir über.

Sieben Jahre später,in einem Totenhaus,trinken die Henker von gesternden goldenen Becher aus.Die Augen täten dir sinken.

Schon ist Mittag, in der Aschekrümmt sich das Eisen, auf den Dornist die Fahne gehißt, und auf den Felsenuralten Traums bleibt fortander Adler geschmiedet.

Nur die Hoffnung kauert erblindet im Licht.

Lös ihr die Fessel, fuhr siedie Halde herab, leg ihrdie Hand auf das Aug, daß siekein Schatten versengt!

Wo Deutschlands Erde den Himmel schwärzt,sucht die Wolke nach Worten und füllt den Krater mitSchweigen,eh sie der Sommer im schütteren Regen vernimmt.

Das Unsägliche geht, leise gesagt, übers Land:schon ist Mittag.

НАСТАЛ ПОЛДЕНЬ{4}[20]

В начале лета зеленеет липа,побледневший матовый месяц мерцаетнад полями. Вот и полденьколодезную воду золотит,и сказочной птицы крыло,все в крови, поднялось из развалин.На ладони лежит не обломок,а колос ржи молодой.

Где германское небо землю мрачит,обезглавленный ангел хочет ненависть схоронить,на ладони он держит сердце.

Семь лет — или это снится? —прошло, но добра не жди.Глубока у заставы криница.Не гляди в нее, не гляди.Отчего глаза твои плачут?

Семь лет миновало, и снова —сердце мое, молчи —из кубка пьют золотоговчерашние палачи.Отчего ты глаз не подымешь?

Но солнце все ярче. В золе —железный осколок, и клочьязнамен на терновнике. Сновак утесу, как в древних сказаньях,прикован орел.

Сегодня надежда ослепла на ярком свету.

Разбей ее цепи, ведик нам в долину, ладонью прикройглаза ей и защитиее от резкого света!

Где германское небо землю мрачит,ищет облако слова и полнит кратер молчаньем,пока не прольется редким июньским дождем.

Несказанное тихим сказаньем идет по немецкой землев ясный полдень.

ALLETAGE

Der Krieg wird nicht mehr erklärt,sondern fortgesetzt. Das Unerhörteist alltäglich geworden. Der Heldbleibt den Kämpfen fern. Der Schwacheist in die Feuerzonen gerückt.Die Uniform des Tages ist die Geduld,die Auszeichnung der armselige Sternder Hoffnung über dem Herzen.

Er wird verliehen,wenn nichts mehr geschieht,wenn das Trommelfeuer verstummt,wenn der Feind unsichtbar geworden istund der Schatten ewiger Rüstungden Himmel bedeckt.

Er wird verliehenfür die Flucht von den Fahnen,für die Tapferkeit vor dem Freund,für den Verrat unwürdiger Geheimnisseund die Nichtachtungjeglichen Befehls.

ИЗО ДНЯ В ДЕНЬ{5}[21]

Войны не объявляются нынче:их продолжают вести. Немыслимоевошло в обиход. Но геройотсиживается в тылу. Трусливыйуходит на фронт воевать.Повседневной формой стало терпение,наградою — выцветшая звезданадежды, болтающаяся над сердцем.

Ее выдают, когда ничего не случается,когда умолкает барабанный бой,когда врага-то и не виднои только тучи перевооружениязастилают небо.

Ее выдают:за дезертирство,за храбрость перед друзьями,за выдачу мерзких тайн,за презрениек любому приказу.

GROßE LANDSCHAFT BEI WIEN

Geister der Ebene, Geister des wachsenden Stroms,zu unsrem Ende gerufen, haltet nicht vor der Stadt!Nehmt auch mit euch, was vom Wein überhingauf brüchigen Rändern, und fuhrt an ein Rinnsal,wen nach Ausweg verlangt, und öffnet die Steppen!

Drüben verkümmert das nackte Gelenk eines Baums,ein Schwungrad springt ein, aus dem Feld schlagendie Bohrtürme den Frühling, Statuenwäldern weichtder verworfene Torso des Grüns, und es wachtdie Iris des Öls über den Brunnen im Land.

Was liegt daran? Wir spielen die Tänze nicht mehr.Nach langer Pause: Dissonanzen gelichtet, wenig cantabile.(Und ihren Atem spür ich nicht mehr auf den Wangen!)Still stehn die Räder. Durch Staub und Wolkenspreuschleift den Mantel, der unsre Liebe deckte, das Riesenrad.

Nirgends gewährt man, wie hier, vor den ersten Küssendie letzten. Es gilt, mit dem Nachklang im Mundweiterzugehn und zu schweigen. Wo der Kranichim Schilf der flachen Gewässer seinen Bogen vollendet,tönender als die Welle, schlägt ihm die Stunde im Rohr.

Asiens Atem ist jenseits.

Rhythmischer Aufgang von Saaten, reifer KulturenErnten vorm Untergang, sind sie verbrieft, so weiß ichsdem Wind noch zu sagen. Hinter der Böschungtrübt weicheres Wasser das Aug, und es willmich noch anfallen trunkenes Limesgefuhl;unter den Pappeln an Römerstein grab ichnach dem Schauplatz vielvölkriger Trauer,nach dem Lächeln Ja und dem Lächeln Nein.

Alles Leben ist abgewandert in Baukästen,neue Not mildert man sanitär, in den Alleenblüht die Kastanie duftlos, Kerzenrauchkostet die Luft nicht wieder, über der Brüstungim Park weht so einsam das Haar, im Wassersinken die Bälle, vorbei an der Kinderhandbis auf den Grund, und es begegnetdas tote Auge dem blauen, das es einst war.

Wunder des Unglaubens sind ohne Zahl.Besteht ein Herz darauf, ein Herz zu sein?Träum, daß du rein bist, heb die Hand zum Schwur,träum dein Geschlecht, das dich besiegt, träumund wehr dennoch mystischer Abkehr im Protest.Mit einer andern Hand gelingen Zahlenund Analysen, die dich entzaubern.Was dich trennt, bist du. Verström,komm wissend wieder, in neuer Abschiedsgestalt.

Dem Orkan voraus fliegt die Sonne nach Westen,zweitausend Jahre sind um, und uns wird nichts bleiben.Es hebt der Wind Barockgirlanden auf,es fällt von den Stiegen das Puttengesicht,es stürzen Basteien in dämmernde Höfe,von den Kommoden die Masken und Kränze…

Nur auf dem Platz im Mittagslicht, mit der Ketteam Säulenfuß und dem vergänglichsten Augenblickgeneigt und der Schönheit verfallen, sag ich mich losvon der Zeit, ein Geist unter Geistern, die kommen.

Maria am Gestade —Das Schiff ist leer, der Stein ist blind,gerettet ist keiner, getroffen sind viele,das öl will nicht brennen, wir habenalle davon getrunken — wo bleibtdein ewiges Licht?

So sind auch die Fische tot und treibenden schwarzen Meeren zu, die uns erwarten.Wir aber mündeten längst, vom Soganderer Ströme ergriffen, wo die Weltausblieb und wenig Heiterkeit war.Die Türme der Ebene rühmen uns nach,daß wir willenlos kamen und auf den Stufender Schwermut fielen und tiefer fielen,mit dem scharfen Gehör für den Fall.

ОКРЕСТНОСТИ ВЕНЫ{6}[22]

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