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Brunhild die schöne ward vor Zorne roth;
Gewendet hatte Siegfried dem König Gunther den Tod.
481 Zu ihrem Ingesinde sprach die Königin da,
Als sie gesund den Helden an des Kreises Ende sah:
"Ihr, meine Freund und Mannen, tretet gleich heran:
Ihr sollt dem König Gunther alle werden unterthan."
482 Da legten die Kühnen die Waffen von der Hand
Und boten sich zu Füßen von Burgundenland
Gunther dem reichen, so mancher kühne Mann:
Sie wähnten, die Spiele hätt er mit eigner Kraft gethan.
483 Er grüßte sie gar minniglich; wohl trug er höfschen Sinn.
Da nahm ihn bei der Rechten die schöne Königin:
Sie erlaubt’ ihm, zu gebieten in ihrem ganzen Land.
Des freute sich da Hagen, der Degen kühn und gewandt.
484 Sie bat den edeln Ritter mit ihr zurück zu gehn
Zu dem weiten Saale, wo mancher Mann zu sehn,
Und mans aus Furcht dem Degen nun desto beßer bot.
Siegfrieds Kräfte hatten sie erledigt aller Noth.
485 Siegfried der schnelle war wohl schlau genug,
Daß er die Tarnkappe aufzubewahren trug.
Dann gieng er zu dem Saale, wo manche Fraue saß:
Er sprach zu dem König, gar listiglich that er das:
486 "Was säumt ihr, Herr König, und beginnt die Spiele nicht,
Die euch aufzugeben die Königin verspricht?
Laßt uns doch bald erschauen, wie es damit bestellt."
Als wüst er nichts von allem, so that der listige Held.
487 Da sprach die Königstochter: "Wie konnte das geschehn,
Daß ihr nicht die Spiele, Herr Siegfried, habt gesehn,
Worin hier Sieg errungen hat König Gunthers Hand?"
Zur Antwort gab ihr Hagen aus der Burgunden Land.
488 Er sprach: "Da habt ihr, Königin, uns betrübt den Muth:
Da war bei dem Schiffe Siegfried der Degen gut,
Als der Vogt vom Rheine das Spiel euch abgewann;
Drum ist es ihm unkundig," sprach da Gunthers
Unterthan,
489 "Nun wohl mir dieser Märe," sprach Siegfried der Held,
"Daß hier eure Hochfahrt also ward gefällt,
Und Jemand lebt, der euer Meister möge sein.
Nun sollt ihr, edle Jungfrau, uns hinnen folgen
an den Rhein."
490 Da sprach die Wohlgethane: "Das mag noch nicht
geschehn.
Erst frag ich meine Vettern und Die in meinem Lehn.
Ich darf ja nicht so leichthin räumen dieß mein Land:
Meine höchsten Freunde die werden erst noch besandt."
491 Da ließ sie ihre Boten nach allen Seiten gehn:
Sie besandte ihre Freunde und Die in ihrem Lehn,
Daß sie zum Isensteine kämen unverwandt;
Einem jeden ließ sie geben reiches, herrliches Gewand.
492 Da ritten alle Tage Beides, spat und fruh,
Der Veste Brunhildens die Recken scharweis zu.
"Nun ja doch," sprach da Hagen, "was haben
wir gethan!
Wir erwarten uns zum Schaden hier Die Brunhild
unterthan."
493 "Wenn sie mit ihren Kräften kommen in dieß Land,
Der Königin Gedanken die sind uns unbekannt:
Wie, wenn sie uns zürnte? so wären wir verloren,
Und wär das edle Mägdlein uns zu großen Sorgen
geboren!"
494 Da sprach der starke Siegfried: "Dem will ich widerstehn.
Was euch da Sorge schaffet, das laß ich nicht geschehn.
Ich will euch Hülfe bringen her in dieses Land
Durch auserwählte Degen: die sind euch noch
unbekannt.
495 "Ihr sollt nach mir nicht fragen, ich will von hinnen
fahren;
Gott möge eure Ehre derweil wohl bewahren.
Ich komme bald zurücke und bring euch tausend Mann
Der allerbesten Degen, deren Jemand Kunde gewann."
496 "So bleibt nur nicht zu lange," der König sprach da so,
"Wir sind eurer Hülfe nicht unbillig froh."
Er sprach: "Ich komme wieder gewiss in wenig Tagen.
Ihr hättet mich versendet, sollt ihr der Königin sagen."
Abenteuer 8
Wie Siegfried nach den Nibelungen fuhr
497 Von dannen gieng da Siegfried zum Hafen
an den Strand
In seiner Tarnkappe, wo er ein Schifflein fand.
Darin stand verborgen König Siegmunds Kind:
Er führt’ es bald von dannen, als ob es wehte der Wind.
498 Den Steuermann sah Niemand, wie schnell
das Schifflein floß
Von Siegfriedens Kräften, die waren also groß.
Da wähnten sie, es trieb es ein eigner starker Wind:
Nein, es führt’ es Siegfried, der schönen Sieglinde Kind.
499 Nach des Tags Verlaufe und in der einen Nacht
Kam er zu einem Lande von gewaltger Macht:
Es war wohl hundert Rasten und noch darüber lang,
Das Land der Nibelungen, wo er den großen Schatz
errang.
500 Der Held fuhr alleine nach einem Werder breit:
Sein Schiff band er feste, der Ritter allbereit.
Er fand auf einem Berge eine Burg gelegen
Und suchte Herberge, wie die Wegemüden pflegen.
501 Da kam er vor die Pforte, die ihm verschloßen stand:
Sie bewachten ihre Ehre, wie Sitte noch im Land.
Ans Thor begann zu klopfen der unbekannte Mann:
Das wurde wohl behütet; da traf er innerhalben an
502 Einen Ungefügen, der da der Wache pflag,
Bei dem zu allen Zeiten sein Gewaffen lag.
Der sprach:
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