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Was fünfhundert Mähren an Gold mögen tragen,
Das bieten sie mir gerne für ihre Freiheit an.»
Da sprach aber Siegfried: «Das wär übel gethan.»
321 «Ihr sollt sie beide ledig von hinnen laßen ziehn;
Nur daß die edeln Recken sich hüten fürderhin
Vor feindlichem Reiten her in euer Land,
Laßt euch zu Pfande geben der beiden Könige Hand.»
322 «Dem Rathe will ich folgen.» So giengen sie hindann.
Seinen Widersachern ward es kundgethan,
Des Golds begehre Niemand, das sie geboten eh.
Daheim den lieben Freunden war nach
den heermüden weh.
323 Viel Schilde schatzbeladen trug man da herbei:
Das theilt’ er ungewogen seinen Freunden frei,
An fünfhundert Marken und Manchem wohl noch mehr;
Gernot rieth es Gunthern, dieser Degen kühn und hehr.
324 Um Urlaub baten alle, sie wollten nun hindann.
Da kamen die Gäste vor Kriemhild heran
Und dahin auch, wo Frau Ute saß, die Königin.
Es zogen nie mehr Degen so wohl beurlaubt dahin.
325 Die Herbergen leerten sich, als sie von dannen ritten.
Doch verblieb im Lande mit herrlichen Sitten
Der König mit den Seinen und mancher edle Mann:
Die giengen alle Tage zu Frau Kriemhild heran.
326 Da wollt auch Urlaub nehmen Siegfried der gute Held,
Verzweifelnd zu erwerben, worauf sein Sinn gestellt.
Der König hörte sagen, er wolle nun hindann:
Geiselher der junge ihn von der Reise gewann.
327 «Wohin, edler Siegfried, wohin reitet ihr?
Hört meine Bitte, bleibt bei den Recken hier,
Bei Gunther dem König und bei seinem Lehn:
Hier sind viel schöne Frauen, die läßt man euch
gerne sehn.»
328 Da sprach der starke Siegfried: «So laßt die Rosse stehn.
Von hinnen wollt ich reiten, das laß ich mir vergehn.
Tragt auch hinweg die Schilde: wohl wollt ich in mein
Land:
Davon hat mich Herr Geiselher mit großen Treuen
gewandt.»
329 So verblieb der Kühne dem Freund zu Liebe dort.
Auch wär ihm in den Landen an keinem andern Ort
So wohl als hier geworden: daher es nun geschah,
Daß er alle Tage die schöne Kriemhild ersah.
330 Ihrer hohen Schönheit willen der Degen da verblieb.
Mit mancher Kurzweile man nun die Zeit vertrieb;
Nur zwang ihn ihre Minne, die schuf ihm oftmals Noth;
Darum hernach der Kühne lag zu großem Jammer todt.
Abenteuer 6
Wie Gunther um Brunhild gen Isenland fuhr
331 Wieder neue Märe erhob sich über Rhein:
Man sagte sich, da wäre manch schönes Mägdelein.
Sich eins davon zu werben sann König Gunthers Muth.
Das dauchte seine Recken und die Herren alle gut.
332 Es war eine Königin geseßen über Meer,
Ihr zu vergleichen war keine andre mehr.
Schön war sie aus der Maßen, gar groß war ihre Kraft;
Sie schoß mit schnellen Degen um ihre Minne den Schaft.
333 Den Stein warf sie ferne, nach dem sie weithin sprang;
Wer ihrer Minne gehrte, der muste sonder Wank
Drei Spiel’ ihr abgewinnen, der Frauen wohlgeboren;
Gebrach es ihm an Einem, so war das Haupt ihm verloren.
334 Die Königstochter hatte das manchesmal gethan.
Das erfuhr am Rheine ein Ritter wohlgethan.
Der seine Sinne wandte auf das schöne Weib.
Drum musten bald viel Degen verlieren Leben und Leib.
335 Als einst mit seinen Leuten saß der König hehr,
Ward es von allen Seiten berathen hin und her,
Welche ihr Herr sich sollte zum Gemahl erschaun,
Die er zum Weibe wollte und dem Land geziemte
zur Fraun.
336 Da sprach der Vogt vom Rheine: «Ich will an die See
Hin zu Brunhilden, wie es mir ergeh.
Um ihre Minne wag ich Leben und Leib,
Die will ich verlieren, gewinn ich nicht sie zum Weib.»
337 «Das möcht ich widerrathen,» sprach Siegfried
wider ihn:
«So grimmiger Sitte pflegt die Königin,
Um ihre Minne werben, das kommt hoch zu stehn:
Drum mögt ihrs wohl entrathen, auf diese Reise
zu gehn.»
338 Da sprach der König Gunther: «Ein Weib ward noch nie
So stark und kühn geboren, im Streit wollt ich sie
Leichtlich überwinden allein mit meiner Hand.»
«Schweigt,» sprach da Siegfried, «sie ist euch noch
unbekannt.»
339 «Und wären eurer viere, die könnten nicht gedeihn
Vor ihrem grimmen Zorne: drum laßt den Willen sein,
Das rath ich euch in Treuen: entgeht ihr gern dem Tod,
So macht um ihre Minne euch nicht vergebliche Noth.»
340 «Sei sie so stark sie wolle, die Reise muß ergehn
Hin zu Brunhilden, mag mir was will geschehn.
Ihrer hohen Schönheit willen gewagt muß es sein:
Vielleicht daß Gott mir füget, daß sie uns folgt
an den Rhein.»
341 «So will ich euch rathen,» begann da Hagen,
«Bittet Siegfrieden, mit euch zu tragen
Die Last dieser Sorge; das ist der beste Rath,
Weil er von Brunhilden so gute Kunde doch hat.»
342 Er sprach: «Viel edler
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